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Ausleitung: Expertenwissen gefragt

Ausleitung: Expertenwissen gefragt Alle Jahre wieder: Die Fastenzeit steht vor der Tür. Ein willkommener Anlass (nicht nur) für Katholiken, das eigene Ernährungs- und Genussverhalten zu hinterfragen und ggf. Verzicht zu üben: kein Alkohol, keine Süßigkeiten, weniger Zigaretten usw. Ein willkommener Anlass auch für Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker, aufgeschlossene Patienten von den Vorzügen einer individuell abgestimmten Ausleitungstherapie zu überzeugen. Motto: „Wenn nicht jetzt – wann denn?“ Optimale Voraussetzungen, sich als naturheilkundlich versierter Experte zu empfehlen.

Die Fastenzeit zur Vorbereitung auf Ostern dauert vom 5. März (Aschermittwoch) bis zum 19. April (Karsamstag). Genügend Zeit, um denkbar beste Rahmenbedingungen für eine Ausleitungstherapie zu bieten. Zum einen für viele Patienten, da sie während dieser Zeit ohnehin mehr auf ihre Gesundheit achten und aus eigener Motivation auf zahlreiche Noxen verzichten. Zum anderen für den Heilpraktiker, da er interessierte Patienten leichter von einer entsprechenden Kur überzeugen kann und der Therapieerfolg deutlicher ausfallen könnte als zu vielen anderen Zeitpunkten im Jahr.
Grundsätzlich macht eine Entgiftungstherapie aus Sicht vieler Patienten zwar auch zu anderen Zeitpunkten Sinn: etwa im Herbst zur Stärkung der Abwehrkräfte, im Anschluss an eine Antibiotika-Behandlung, begleitend zu einer Zahnsanierung oder nach einer Chemotherapie. Bei manchen Fastenwilligen ist die Motivation während dieser Zeit aber besonders hoch.

Leider stellt die Fastenzeit aber auch eine verlässlich planbare Gelegenheit für zahlreiche Frauen- und Gesundheitszeitschriften dar, ihren Leser(inne)n alljährlich die unterschiedlichsten Entgiftungs- und Entschlackungsprogramme zu präsentieren. Darunter auch immer wieder ziemlich abenteuerliche Methoden, die aus naturheilkundlicher Sicht unsinnig sind, aber dennoch unter deren Deckmäntelchen propagiert werden.
In aller Munde derzeit bspw. das neue Modewort „Detox“, das irgendwie für alles und gar nichts steht und frei übersetzt eigentlich nichts anderes bedeutet als Entschlackung. ‚Alter Wein in neuen Schläuchen‘, wird darüber sicher der ein oder andere Kollege denken. Doch was nützt es, wenn wir das wissen und die Patienten nicht? Denn nichtsdestotrotz schenken zahlreiche Menschen entsprechenden Anzeigen und Werbetexten Glauben. Deren häufigste Versprechen: die natürlichen Selbstreinigungskräfte des Körpers zu unterstützen, schädliche Rückstände auszuleiten, den Stoffwechsel anzukurbeln, das Hautbild zu klären, das Immunsystem zu stärken, Energie-Ressourcen freizusetzen und – natürlich (!) – Gewicht zu verlieren.

Völlig vergessen wird dabei, dass es DIE Entgiftungstherapie für JEDEN gar nicht gibt, ja gar nicht geben kann. Schließlich sollte eine entsprechende Therapie individuell zum jeweiligen Patienten passen und u.a. sowohl die Anamnese als auch die Persönlichkeit eines Patienten berücksichtigen. Dazu gehört auch und vor allem, vorab zu klären, welche Organe bzw. Systeme zur verstärkten Entgiftung animiert werden sollen.
Grundsätzliche entgiftende Wirkung besitzen zwar Leber, Niere, Lungen, Darm, Haut, Blut und Lymphe. Doch nicht bei jedem Patienten wäre das anzuraten. Leidet etwa jemand bereits unter einer Akne, sollte man die Rolle der Haut als Entgiftungsorgan relativieren bzw. gar nicht über die Haut entgiften, damit es nicht noch zu zusätzlichen Hautunreinheiten kommt.

Neben den bereits erwähnten Hautunreinheiten kommen des Weiteren Körperausdünstungen, Kopfdruck, Müdigkeit sowie Veränderungen von Stuhl- und Urinbeschaffenheit als nicht immer vermeidbare Begleiterscheinungen einer Ausleitung in Betracht. Nicht zuletzt, um diese kontrollieren und möglichst gering halten zu können, gehört eine Ausleitung in die Hand erfahrener Heilpraktiker oder naturheilkundlich arbeitender Ärzte, die ein konkretes Medikamenten-Einnahmeschema erstellen: unter Berücksichtigung aller hinein spielendenden Faktoren – auch derer, die oft nicht auf den ersten Blick erkennbar sind; auf Patientenwunsch ggf. ergänzt durch weitere entgiftende naturheilkundliche Maßnahmen wie Aderlass, Baunscheidtieren, Blutegel, Cantharidenpflaster, blutiges Schröpfen usw.
Doch für wen kommt eine Ausleitungstherapie eigentlich in Betracht? Und wann macht sie Sinn? Grundsätzlich gilt zunächst, dass wir Tag für Tag zahlreichen gesundheitsschädlichen Substanzen ausgesetzt sind. Der eine mehr, der andere weniger – ob wir das nun wollen oder nicht. Die Liste infrage kommender Noxen ist lang und verdeutlicht, dass man nicht allen ausweichen kann, wie der folgende Überblick zeigt:

  • Ernährung: Konservierungsstoffe, künstliche Aromen, Geschmacksverstärker wie Glutamat und Farbstoffe in Fertiggerichten, Wachstumshormone sowie Antibiotika- und sonstige Arzneimittelrückstände in Fleisch, Schwermetalle in Fisch, Pestizide und Insektizide in Gemüse, Süßstoffe und versteckte Zucker in zahlreichen Lebensmitteln, Bisphenol A und Phthalate in Plastik-verpackten Lebensmitteln, Kaffee, Alkohol, Tabak, Medikamente und vieles mehr.
  • Kosmetika: Weichmacher, Aluminium und PEG-Derivate (Deodorants)
  • Belastungen des Mund- und Rachenraums: Paradontose, wurzelgefüllte Zähne, tote Zähne, verschiedene Füllungen, unterschiedliche Metalle (Wechselstrom), mangelnde Mundhygiene, chronische Entzündungen (Parodontis, Sinusitis, Tonsillitis)
  • Häusliches Umfeld:  Bodenbelag (Teppich, Laminat, Klebstoffe), Möbel, Anstriche, Milbenkot, Schimmel, Strahlenbelastung (Sendemasten, W-LAN, DECT-Telefone)
  • Berufliches Umfeld: Tonerstaub von Druckern im Büro
  • Umweltgifte: Nitrat durch Gülle im Grundwasser, Abgase, Strahlenbelastungen

Genauso breit gefächert wie die Quellen möglicher Schadstoffe sind die Symptome, die auf eine Schadstoffbelastung des Körpers hinweisen können, etwa:

  • erhöhte Infektanfälligkeit
  • Müdigkeit
  • Erschöpfung
  • Appetitlosigkeit
  • Libidoverlust
  • Nervosität
  • Gereiztheit
  • Ekzeme
  • Allergien
  • Schlafstörungen
  • Schmerzzustände unklarer Ursache
  • Konzentrationsmängel usw.

 
Beispiel aus der Praxis

In diesem Zusammenhang möchte ich an dieser Stelle beispielhaft über einen jungen Mann berichten, der mich vor rund 3 Jahren in meiner Praxis aufsuchte: seinerzeit 28 Jahre alt, 1,90 m groß, 95 kg, Rechtshänder, chronisch verstopfte Nase, seit mehreren Jahren rezidivierende Sinusitis, erhöhte Infektanfälligkeit, kleinere Hautunreinheiten, gelegentliche Nesselsuchtausschläge an den Füßen, Einschlafstörungen bei gleichzeitig häufiger Abgeschlagenheit. Die Anamnese ergab des Weiteren, dass die Sinusitis des Patienten neben anderen ärztlichen Maßnahmen über einen längeren Zeitraum immer wieder mit Antibiotika behandelt worden war, ohne dass ein nachhaltiger Erfolg erzielt worden wäre. Als Naturheilkundler, der grundsätzlich davon ausgeht, dass ein gesundes Darmmilieu nur mit einer gesunden Darmflora möglich ist, veranlasste mich das zu folgender Vorgehensweise:

1. Schritt (Vorbereitungsphase): Darmsanierung + Eigenbluttherapie + Immun-Ohrakupunktur

Um die negativen Folgen der häufigen Antibiotika-Einnahmen auf das Darmmilieu zu beheben, erfolgte zunächst eine Darmsanierung anhand des Medikaments Mutaflor (Ardeypharm), das ich dem Patienten über einen Zeitraum von 52 Tagen verschrieb (entspricht einer Packung à 100 magensaftresistenten Kapseln): während der ersten 4 Tage jeweils 1 Kapsel morgens zum Frühstück (um den Darm allmählich an die Besiedelung mit dem enthaltenen Bakterium E. coli Stamm Nissle 1917 zu gewöhnen), an den restlichen Tagen jeweils 2 Kapseln.
Parallel zu dieser 52 Tage dauernden Darmsanierung führte ich außerdem eine Eigenbluttherapie durch. Dazu entnahm ich dem Patienten insgesamt 12 mal Blut, das ich anschließend unverdünnt in den Gesäßmuskel reinjizierte: 2 mal wöchentlich, an den ersten 6 Terminen jeweils 1 ml Blut, an den 6 verbleibenden Terminen jeweils 2 ml.

Ebenfalls parallel führte ich an 5 Terminen eine Ohrakupunktur am linken Ohr durch, die alle Punkte der Immunachse berücksichtigte: LTSP, Interferon-, Thymus- und Ohrrandpunkt.
Nach Abschluss dieses 1. Therapieschritts ging es dem Patienten bereits deutlich besser. Vor allem die Nase war seltener verstopft.

2. Schritt (eigentliche Entgiftung): Phönix-Ausleitungskonzept (leicht abgewandelt)

Auf Grund der vorliegenden Symptomatik sowie der häufigen Antibiotika-Einnahme riet ich dem Patienten anschließend des Weiteren zu einer Ausleitungstherapie. Ich verordnete ihm dazu die folgenden Medikamente der Firma Phönix: Silybum spag. (2 x 100 ml), Solidago spag. (2 x 100 ml), Thuja Lachesis spag. (2 x 100 ml) und Urtica-Arsenicum spag. (1 x 100 ml). Von letztgenanntem deshalb nur 100 ml, weil es vor allem die Entgiftungstätigkeit der Haut anregt, der Patient aber bereits vor Beginn der Therapie über Hautunreinheiten usw. klagte.

Ablauf:
Silybum spag., Solidago spag. und Urtica-Arsenicum spag. wurden im 3-tägigen Wechsel eingenommen, Thuja Lachesis spag. durchgehend. Der daraus resultierende 9-tägige Zyklus wurde 5 mal wiederholt. Die Entgiftungstherapie dauert demnach 45 Tage.

Dosierung:

  • Phönix Silybum spag.: 180 Tropfen
  • Phönix Solidago spag.: 180 Tropfen
  • Phönix Urtica-Arsenicum spag.: 60 Tropfen (bei Hautproblemen nur 30 Tropfen)
  • Phönix Thuja Lachesis spag.: 60 Tropfen

Einnahme:
Die Tagesdosis der jeweiligen Arzneimittel wurde der Praktikabilität halber morgens in 1,5 Liter stilles Wasser geträufelt und über den Tag verteilt getrunken (keine Metalllöffel bzw. -gefäße verwenden).

Begleitend empfahl ich dem Patienten eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (ca. 3 Liter pro Tag).
Fazit: Die gesamte Therapie erstreckte sich über einen Zeitraum von ca. 3 Monaten. Während dieser Zeit besserten sich alle Symptome deutlich und nachhaltig. Vor allem Nesselsuchtausschläge traten nach Angaben des Patienten seitdem nie wieder auf. Der Patient unterzog sich seitdem jeden Herbst einer Eigenbluttherapie, die zur Auffrischung auf 10 Termine reduziert wurde. Zum Gelingen der Therapie, die übrigens im Herbst und nicht zur Fastenzeit stattfand, trugen aus Therapeutensicht nicht zuletzt die hohe Eigenmotivation und Disziplin des Patienten bei.

Johannes W. Steinbach
Heilpraktiker und Medizinjournalist mit eigener Praxis in Konz, mehrfacher Buchautor

Naturheilpraxis Steinbach
Schillerstr. 18, 54329 Konz
Tel.: 06501 - 920 915 0

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