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Manuelle Lymphdrainage beim Sjögrensyndrom

Patient:
73 Jahre, w, AZ reduziert durch Autoimmunerkrankung, EZ regelrecht

Aktuelle Beschwerden:
Atmungsbehinderung durch dauerhaft geschwollene Nasenschleimhäute mit nichtinfektiöser, klarer Sekretbildung. Zudem mäßige Schwellungsneigung des Gesichts einschl. der Augenlieder. Zunahme der Beschwerden in horizontaler Lage.

Vorgeschichte(fallspezifisch):
Langjährig in ärztlicher Behandlung wegen bekannter Autoimmunerkrankung mit hämolytischer Anämie und Sjögrensyndrom. Alltagsaktivitäten wie leichte Haus- und Gartenarbeit lassen sich bewerkstelligen, wobei hier limittierend Polyarthralgien wirken. Diese können sowohl durch die bekannte Polyarthrose begründet sein, wie auch durch das Sjögrensyndrom selbst.
Eine ärztliche Behandlung der Nasenschleimhäute mit Kortikoid-Präparaten lehnt die Patientin wegen einer diesbezüglichen Unverträglichkeit ab. Handelsübliche abschwellende Nasentropfen brachten jeweils nur eine kurzfristige Erleichterung für wenige Stunden und eigneten sich darüber hinaus wegen der Gefahr der zusätzlichen Austrocknung der Schleimhäute nicht für eine Dauertherapie.

Klinischer Befund:
Behinderte Nasenatmung bei Schwellung der Nasenschleimhäute und Abgang von klarem Sekret. Leichte Stauungen im Bereich der zervikalen, submandibularen, submentalen und präaurikulären Lymphknoten. Regionale lymphatische Aufquellungen an den trigeminalen Nervenaustrittspunkten V1 und V2, rechts mehr als links (Nervus supraorbitalis Ramus lateralis und Nervus supraorbitalis Ramus medialis, sowie Nervus infraorbitalis).
Eine Druckschmerzhaftigkeit an den besagten Punkten besteht nicht. Die gesamte Gesichtsregion tastet sich leicht ödematös.

Therapie:
Manuelle Lymphdrainage der Kopf-/Halsregion und Akupunkturbehandlung an den oben beschriebenen Stauungspunkten.

Therapieverlauf:
Die Patientin wurde insgesamt über 6 Wochen behandelt, mit einer Behandlungsfrequenz von 1–2 Behandlungen pro Woche. Bereits ab der ersten Behandlungssitzung zeigte sich eine Erleichterung der Nasenatmung, die jedoch nur von kurzer Dauer war und der Schlaf in der darauf folgenden Nacht unverändert beeinträchtigt blieb. Da die Patientin jedoch über die kurzfristige Erleichterung erfreut war, die zudem nicht von Nebenwirkungen begleitet war, entschieden wir uns gemeinsam die Behandlung weiter fortzusetzen.

Im weiteren Therapieverlauf konnten sowohl die Lymphknoten zunehmend entstaut werden, sowie der Gesichtsbereich und die entsprechenden Nervenpunkte entlastet werden. Die Nasenatmung wurde zunehmend besser, bis hin zur vollständigen diesbezüglichen Beschwerdefreiheit. Nach der 6-wöchigen Therapie berichtete die Patientin über keine weiteren Einschränkungen der Nasenatmung, ebenso blieb die Sekretion aus.

Nach der Therapieserie erfolgte eine 14-tägige Pause. Die Patientin berichtete auch nach diesem Zeitraum weiterhin beschwerdefrei zu sein. Im Beobachtungszeitraum von weiteren zwei Wochen ohne Therapie, begannen die Beschwerden jedoch, wenn auch in geringerem Ausmaß, wieder aufzutreten.

Soweit es bis hier zu beurteilen ist, scheint die Therapie dauerhaft, in regelmäßigen Abständen, durchgeführt werden zu müssen, um die Beschwerdefreiheit zu konservieren. Die gute und enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt ermöglichte erst diesen Therapieversuch zu starten, da eine Bösartigkeit der Lymphknotenschwellung im Vorfeld ausgeschlossen wurde. Ebenso sollten im weiteren Therapieverlauf Lymphknotenveränderungen und lymphatische Ödeme sehr genau beobachtet werden, auch wenn das Sjögrensyndrom in den meisten Fällen mit gutartigen Lymphknotenvergrößerungen einhergeht.

Verfasser:
Christian Stoebke
Heilpraktiker, Physiotherapeut
Graf-Adolf-Platz 15
40213 Düsseldorf
www.physiotherapie-privat.de

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