Burnout: Wie Heilpraktiker helfen können
Immer mehr Arbeit in immer kürzerer Zeit bewältigen: Obwohl eigentlich jeder Betriebswirtschaftler gleich zu Beginn seines Studiums lernt, dass das dieser Denke zu Grunde liegende Minimalprinzip nicht funktioniert, ja gar nicht funktionieren kann, ist es genau das, was viele Arbeitgeber bzw. Vorgesetzte von ihren Mitarbeiter(inne)n verlangen. Etwas, woran wir Heilpraktiker(inne)n i.d.R. leider auch nichts ändern können. Was wir jedoch sehr wohl für Patienten tun können, die unter solchen Missständen am Arbeitsplatz leiden, möchte ich einmal kurz an dieser Stelle skizzieren (ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Ein Schwerpunkt dieses Artikels ist dabei im Zusammenhang mit Burnout häufig vorkommenden Ein- und Durchschlafstörungen gewidmet.
Eine Situation, die viele Menschen kennen: Sigrun M., Marketingleiterin eines Automobilzulieferers, möchte übermorgen eine lang geplante Urlaubsreise antreten. Doch bis dahin ist noch sehr viel zu erledigen: die Planung eines anstehenden Messeauftritts, der Entwurf einer entsprechenden Pressemappe, die Aktualisierung der Firmenwebsite, die Einweisung der Urlaubsvertretung – und so weiter und so fort. Völlig geschafft „rettet“ M. sich nach Erledigung all dieser Arbeiten in den Urlaub. Doch zwei Wochen Sonne, Ruhe und Ausspannen wirken wahre Wunder: M. schöpft neue Energie und kehrt erholt und entspannt an ihren Arbeitsplatz zurück. Soweit alles normal.
Gänzlich anders die Situation beim Burnout: Ein langfristiges „Ausgebrannt sein“ nach anhaltender Überforderung, das sich überwiegend jobbezogen über einen längeren Zeitraum entwickelt und eben nicht durch einen Urlaub zu beheben ist. Ein solcher Burnout gilt vielmehr als mögliche Vorstufe einer Depression, die nicht mehr nur noch vorrangig den beruflichen, sondern letztendlich alle Lebensbereiche betreffen würde.
Im Gegensatz zu depressiv Erkrankten können von einem Burnout betroffene (bzw. bedrohte) Menschen aus eigenem Antrieb allerdings vielfach noch etwas an ihrer Situation ändern. Zum Beispiel mittels adäquater Entspannungsverfahren: etwa Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Tai Chi Chuan, Qigong oder Biofeedback (Definitionen sowie weitere Informationen unter www.dg-e.de).
Ein solches Entspannungsverfahren stellt jedoch nur einen möglichen Baustein einer denkbaren Ordnungstherapie dar, zu deren bekanntesten Befürwortern hierzulande u.a. Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) zählte. Der ganzheitliche Therapieansatz einer solchen Ordnungstherapie verfolgt ein gesundes Gleichgewicht in sämtlichen relevanten Lebensbereichen (Bewegung, Ernährung und Erholung), um Körper, Seele und Geist zu stabilisieren bzw. zu konsolidieren und so einem Burnout vorzubeugen bzw. diesen zu heilen.
Ein weiterer sinnvoller Baustein kann der Einsatz pflanzlicher Arzneimittel mit Bestandteilen wie Johanniskraut (Hypericum perforatum), Baldrian, Hopfen oder Melisse (je nach vordergründigen Beschwerden) sein. In meiner Praxis bevorzuge ich jedoch speziell im Zusammenhang mit einem Burnout, der mit gravierenden Ein- und Durchschlafstörungen einher geht, eine andere kombinierte Therapieweise: bestehend aus der bereits genannten Empfehlung, ein zum jeweiligen Patienten passendes Entspannungsverfahren zu erlernen und mehr Struktur in die alltäglichen Lebensbereiche zu bringen – sowie dem Einsatz einiger bewährter spagyrischer Komplexhomöopathika und einer entsprechenden Ohrakupuntur.
Zu den von mir bevorzugten Komplexhomöopathika zählen:
- „Phönix Aurum spag.“
- „Phönix Argentum spag.“
Zur synergetischen Verwendung beider Medikamente hat Hersteller Phönix das sogenannte „Circadiankonzept“ entwickelt, das vor allem einen gesunden Wach- und Schlafrhythmus fördern soll. (Spielt der Aspekt Schlaf dagegen eine untergeordnete Rolle innerhalb des individuellen Beschwerdebilds, würde ich ggf. andere Medikamente in Betracht ziehen.)
Im Volksmund ist der circadiane Rhythmus deshalb auch als „Innere Uhr“ bekannt. Das Circadiankonzept soll dementsprechend dazu beitragen bzw. im Idealfall gewährleisten, dass sich der Nacht-Prozess am Abend manifestiert – was unabdingbare Voraussetzung für jeden erholsamen Schlaf ist.
Die praktische Durchführung des Circadiankonzepts verläuft indes so, dass der Patient zum Frühstück, im Laufe des Vormittags sowie zum Mittagessen jeweils 20 Tropfen Phönix Aurum spag. einnimmt. Im Laufe des Nachmittags, zum Abendessen und vor dem Zubettgehen folgen jeweils 20 Tropfen Phönix Argentum spag.
Parallel zur Einnahme dieser spagyrischen Komplexhomöopathika empfehle ich besonders aufgeschlossenen Patienten darüber hinaus seit einiger Zeit das allgemein stärkende „Aufbaukonzept“ der Firma Phönix. „Aufgeschlossenen“ Patienten deshalb, weil die korrekte Einnahme zugegebenermaßen einen gewissen Aufwand sowie ein gewisses Engagement seitens des Patienten erfordert: zumindest im Vergleich zum relativ einfach durchzuführenden Circadiankonzept.
Darüber, dass sich einige unter Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, sicher über den Einsatz des Aufbaukonzepts zur Therapie Erwachsener wundern werden, bin ich mir übrigens durchaus bewusst. Schließlich handelt es sich ja per Hersteller-Definition um eine Kur für Kinder bis zum 15. Lebensjahr. Nachdem mir aber ein geschätzter, weitaus erfahrener Kollege mehrfach von seinen „eindeutig positiven“ Erfahrungen mit diesem Konzept bei erwachsenen Burnout-Patienten berichtete, ließ ich mich einfach mal auf diesen Ansatz ein – und habe es bislang nicht bereut.
Im Rahmen dieses Aufbaukonzepts kommen drei komplexhomöopathische Medikamente zum Einsatz, die im steten Wechsel für Harmonisierung, Erholung und Stärkung sorgen sollen und über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten im alle drei Tage wechselnden Rhythmus verabreicht werden: Mit dem Ziel, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu sensibilisieren und den Organismus zu unterstützen, um alltäglichen Belastungen besser gewachsen zu sein.
Bei den Homöopathika handelt es sich im Einzelnen um folgende:
- „Mercurius solibilis Phcp“
- „Dulcamara S Phcp“
- „Acidum nitricum S Phcp“
Der konkrete Einnahmeplan für Erwachsene sollte dabei so aussehen:
- 1.-3. Tag: morgens, mittags und abends je 10 Globulus Mercurius solibilis Phcp
- 4.-6. Tag: morgens, mittags und abends je 10 Globulus Dulcamara S Phcp
- 7.-9. Tag: morgens, mittags und abends je 10 Globulus Acidum nitricum S Phcp
Jeder Zyklus dauert demnach 9 Tage. Am 10. Tag wird von vorne begonnen, wobei das Medikament weiterhin alle 3 Tage gewechselt wird.
Ebenfalls parallel zum Circadiankonzept führe ich an mindestens 5 Terminen eine französische Ohrakupunktur nach Dr. Paul Nogier durch, die die Balance von Sympathikus und Parasympathikus fördern soll. Berücksichtigung finden dabei alle Akupunkturpunkte der Omegaachse (Omegahauptpunkt sowie Omega 1 und 2) sowie darüber hinaus zusätzlich die Punkte LTSP, Bourdiol und der sogenannte Valiumpunkt.
Mittels dieser Akupunkturform lässt sich die sogenannte HPA-Achse einfach und wirkungsvoll beeinflussen. „HPA“ steht als Abkürzung für Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse. Das „A“ kommt in diesem Zusammenhang vom englischsprachigen Namen der Nebenniere: Adrenal Gland. Viel wichtiger als dieser sprachliche Exkurs zum Namensstammbaum der HPA-Achse ist jedoch, was passiert, wenn diese aktiviert wird: Nämlich immer dann, wenn wir Stress haben – was letztendlich wiederum dazu führt, dass das körpereigene Hormon Cortisol ausgeschüttet wird. Dieses stammt aus der Nebennierenrinde und wird seinerseits ausgeschüttet, wenn das Peptidhormon Adrenocorticotropin, besser bekannt als Adrenocorticotropes Hormon (ACTH), auf sie einwirkt.
Um die Wirkung der Akupunktur auf die HPA-Achse zu unterstützen, kann außerdem die atypische Verabreichung von Aralia S Phcp (Phönix) sinnvoll sein: „Atypisch“ deshalb, weil dieses Komplexhomöopathikum vielen älteren Kollegen noch als Allergiemittel bekannt sein dürfte. Heutzutage ist es als registriertes homöopathisches Arzneimittel ohne Angabe von Anwendungsgebieten im Verkehr. Dosierung i.d.R.: Bei akuten Zuständen alle halbe bis ganze Stunde, maximal 6 x täglich je 5 Globuli. Bei chronischen Verlaufsformen 1-3 x täglich je 5 Globuli.
Sind die nervlichen Anspannungen indes so gravierend, dass bereits eine vegetative Dystonie vorliegt, verordne ich auch gelegentlich Cocculus S Phcp (Phönix-Komplexhomöopathikum). Dosierung (wie bei Aralia S Phcp) i.d.R.: Bei akuten Zuständen alle halbe bis ganze Stunde, maximal 6 x täglich je 5 Globuli. Bei chronischen Verlaufsformen 1-3 x täglich je 5 Globuli.
Fazit: Aus schulmedizinischer Sicht stellt der Burnout nicht zuletzt deshalb eine schlecht greifbare Herausforderung dar, weil es sich nach wie vor um keine genau definierte Krankheit handelt. Das ist jedoch – Gott sei Dank – nicht das Problem der Naturheilkunde, geschweige denn von uns Heilpraktikerinnen und Heilpraktikern. Unsere Herausforderung besteht schließlich nicht darin, ein exaktes Krankheitsbild zu definieren. Schließlich sind wir keine Wissenschaftler oder Theoretiker, sondern immer noch Heil-„Praktiker“. Wir sollten uns also vielmehr dann angesprochen fühlen, wenn es darum geht, betroffenen Patientinnen und Patienten mit allem zu helfen, was in unserer Macht steht.
Inwiefern die im Rahmen dieses Fachartikels vorgestellte Vorgehensweise den „Nerv“ Ihrer Patienten trifft, wissen Sie indes selbst am besten. Wie bereits formuliert, bin ich mir durchaus bewusst, dass nicht jeder Patient im gleichen (bzw. ausreichenden) Maße bereit ist, bei seiner Gesundung mitzuwirken. Ein gangbarer Kompromiss könnte aber vielleicht so aussehen, dass man nicht die Gesamtpalette der hier aufgezeigten Maßnahmen auf einmal anwendet, sondern eben in mehreren Schritten vorgeht.
Spürt der Patient dann erst einmal deutliche Besserungen, dürfte er ohnehin eher zu weiteren Maßnahmen bereit sein. Und erledigen sich die Beschwerden bereits nach Anwendung erster Therapieschritte: umso besser. Denn was stellte bereits der chinesische Philosoph Konfuzius rund 500 Jahre v. Chr. fest? Der Weg ist das Ziel…
Johannes W. Steinbach
Heilpraktiker und Medizinjournalist mit eigener Praxis in Konz, mehrfacher Buchautor
Naturheilpraxis Steinbach
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Tel.: 06501 - 920 915 0
Fotohinweis: Naturheilpraxis Steinbach
Bildunterschrift: Akupunktur bei Burnout: Je nach individuellem Beschwerdebild kann das Stechen von Punkten der Omegaachse sinnvoll sein.